Wenig bekannte Einsatzmöglichkeiten der AIK

Die apparative intermittierende Kompression (AIK), auch intermittierende pneumatische Kompression (IPK) genannt, geniesst in der Phlebologie und vor allem in der Lymphologie einen anerkannt hohen Stellenwert. Das therapeutische Konzept basiert auf dem kausalen Therapieprinzip der physikalischen Ödemtherapie, mit dem Schwellungszustände behandelt werden, die medikamentös nicht oder nur teilweise gebessert werden können und die auch chirurgisch nicht befriedigend therapierbar sind.

Der Behandlungseffekt dieser Wechseldruckmassage beschränkt sich bei jedoch weitem nicht auf die zuverlässige Entstauung sowohl akuter als auch chronischer Lymph- und venös bedingter Ödeme.

Der repetitiv maschinell erzeugte intermittierende pneumatische Druck zeigt weitere therapeutisch nutzbare Effekte, die bisher noch wenig genutzt wurden:

Schnellerer Knochenaufbau

Eine 2015 von der Loyola Marymount University, Los Angeles, CA, USA, publizierte Studie(1) zeigt, dass ein positiver Effekt der AIK auf den Knochenstoffwechsel bei Gesunden feststellbar ist. Die Autoren folgern, dass die AIK die Rehabilitationszeit nach Frakturen durch schnelleren Knochenaufbau verkürzen könnte. Da die AIK ohnehin antiödematös wirkt, werden bei der Behandlung peripherer Frakturen gleich zwei Ziele erreicht: Abschwellung und schnellere Wiederherstellung der knöchernen Strukturen. Bei dieser Behandlung muss der Druck angepasst werden (60mmHg).

Osteoporoseprävention

Eine bereits 2005 erschienene Arbeit aus England(2) belegt die mögliche positive Wirkung der AIK bei der Osteoporoseprävention, eine einfache Methode die vor allem für Frauen mit vornehmlich sitzender oder stehender Tätigkeit empfohlen werden kann.

Verbesserte Heilung nach Achillessehnenverletzung

Achillessehnenverletzungen zeigen eine langsame Heilungstendenz, ob operativ oder konservativ behandelt. Das renommierte Karolinksa Institut in Schweden hat eine Studie publiziert(3), die deutlich verbesserte Stoffwechselabläufe bei dieser relativ häufigen Verletzung unter Anwendung der AIK zeigt. Eine weitere Studie hat die Wirkung der AIK nach operativer Versorgung untersucht. Lesen Sie hierzu den Artikel AIK nach Achillessehnenruptur.

Verbesserung der arteriellen Durchblutung

Schon längere Zeit bekannt ist die Tatsache, dass eine kontrollierte Kompression bei gewissen definierten arteriellen Durchblutungsstörungen die arterielle Zirkulation verbessern kann. Die bekannte Mayo Clinic in Rochester Min., USA, berichtete bereits 2005 darüber(4). Im gleichen Jahr bestätigten zwei weitere wissenschaftliche Arbeiten die Wirksamkeit der AIK bei der Schaufensterkrankheit(5,6). Selbst früher vehemente Kritiker der Methode messen ihr eine gewisse Bedeutung zu und haben ihre früher völlig ablehnende Haltung relativiert(7). Umso erstaunlicher ist daher das Faktum zu werten, dass diese einfache und kostengünstige Methode 10 Jahre später nur selten angewandt wird. Die Gründe dafür mögen folgende sein: Zurückhaltung vor einer Kompressionsbehandlung bei einer ohnehin arteriell minderperfundierten Extremität, Unkenntnis der dafür nötigen Voraussetzungen, Anführen der arteriellen Durchblutungsstörung als Kontraindikation zur AIK, fehlendes Gerät in der Institution, fehlende Zeit zur Instruktion des Patienten.

Ein Gerät zur AIK gehört in jedes angiologische Institut ins Arsenal des Angebots. Arzt und Personal sollten exakte Kenntnisse der Anwendungsmöglichkeiten haben und diese alleine oder adjuvant zu anderen Therapieformen einsetzen.

Über weitere Einsatzmöglichkeiten der AIK werden wir in einer nächsten Mitteilung berichten.

Für heute erweitern wir die indikationenliste für die apparative pneumatische Kompression mit folgenden Einsatzmöglichkeiten:

  • Verbesserung des Knochenaufbaues nach Frakturen
  • Verbesserung der Heilungsvorgänge bei Achillessehnenverletzungen
  • Prävention der Osteoporose bei Frauen
  • Verbesserung der arteriellen Durchblutung

Quellennachweis

  1. J Sport Rehabil. 2015 Jan 5. [Epub ahead of print],Intermittent Pneumatic Compression and Bone Mineral Density: An Exploratory Study
  2. Bone. 2005 Nov;37(5):662-8. Epub 2005 Aug 11. Effect of intermittent compression therapy on bone mineral density in women with low bone mass.
  3. Scand J Med Sci Sports. 2012 Aug;22(4):e55-63. doi: 10.1111/j.1600-0838.2012.01475.x. Epub 2012 May 17. Metabolic activity in early tendon repair can be enhanced by intermittent pneumatic compression.
  4. Perspect Vasc Surg Endovasc Ther. 2005 Mar;17(1):29-42. The case for intermittent pneumatic compression of the lower extremity as a novel treatment in arterial claudication.
  5. J Vasc Surg. 2005 May;41(5):794-801. Rapid foot and calf compression increases walking distance in patients with intermittent claudication: results of a randomized study.
  6. Ann Surg. 2005 Mar;241(3):431-41. Effect of intermittent pneumatic compression of foot and calf on walking distance, hemodynamics, and quality of life in patients with arterial claudication: a prospective randomized controlled study with 1-year follow-up. Delis KT1, Nicolaides AN.
  7. Pneumatic limb compression: A free lunch?**** John M. Porter, MD