Was tun bei einem Lymphödem?

Das Lymphödem ist eine chronische Erkrankung, die permanent Behandlung braucht. Dennoch ist man als Patientin nicht hilflos ausgeliefert. Wer sich über die Erkrankung informiert, wird feststellen, dass man selber viel tun kann um die Beschwerden bei Lymphödem zu lindern und die Entstauung zu unterstützen. Hier zeigen wir Ihnen auf, was Sie selbst gegen Ihr Lymphödem tun können.

Facharzt aufsuchen

Das Lymphödem ist zwar weit verbreitet, aber trotzdem nicht allen Ärzten bekannt. Die Diagnose sollte deshalb immer von einem Facharzt (Angiologe) gestellt werden. Er kann auch das geeignete Therapiekonzept festlegen. Die weitere Behandlung kann in der Regel durch den Hausarzt erfolgen. Wichtig ist, dass der behandelnde Arzt das Krankheitsbild des Lymphödems kennt und mit dem Konzept der komplexen physikalischen Entstauungstherapie (KPE) vertraut ist.

Wissen aufbauen

Chronische Erkrankungen wie das Lymphödem müssen ein Leben lang behandelt werden. Fehlt eine adäquate Behandlung nehmen die Beschwerden zu und das Lymphödem schreitet voran. Wichtig ist deshalb, dass man als Patientin gut informiert ist. Nur wer das Konzept der KPE kennt und versteht, ist in der Lage Eigenverantwortung für die Behandlung zu übernehmen. Das Selbstmanagement hat in der Lymphödemtheapie nämlich eine grosse Bedeutung, weil es dem Patienten Freiheit zurückgibt.

Vorsichtsmassnahmen einhalten

Eine chronische Erkrankung wie das Lymphödem sollte nicht das ganze Leben bestimmen. Dennoch ist es wichtig Risikofaktoren für Komplikationen zu kennen und diese im Alltag durch einfache Massnahmen so gut wie möglich vorzubeugen.

  • Verletzungen vorbeugen: Im Bereich des Lymphödems ist die Wirkung des Immunsystems reduziert. Um Infektionen zu vermeiden, sollten Verletzungen vorgebeugt werden. Tragen Sie z.B. bei der Gartenarbeit sichere Schuhe, lange Hosen und Handschuhe. Auch Injektionen beim Arzt sollten wenn immer möglich am gesunden Bein/ Arm erfolgen.
  • Einengen vermeiden: Kleidung mit einschnürenden Gummirändern, Bändeln und schmalen Trägern sollte vermieden werden.
  • Hitze meiden: Hitze weitet die Gefässe und steigert so die Schwellungsneigung. Verzichten Sie auf zu heisse Duschen, Bäder und Behandlungen wie z.B. Hot Stone oder Fango.
  • Vorsichtsmassnahmen auf Reisen: Bevorzugen Sie Reiseländer mit gemässigtem bis kühlem Klima. Sorgen Sie bei Reisen in warme Regionen für einen ausreichenden Schutz vor Insektenstichen. Wenn Sie Regionen mit schlechter medizinischer Versorgung besuchen, sprechen Sie sich vorgängig mit Ihrem Arzt ab und lassen Sie sich Antibiotika mitgeben, die Sie im Fall eines Erysipels einnehmen könnten.
  • Gesunder Lebensstil: Eine gesunde, nicht zu salzige Ernährung, mässiger Alkoholkonsum und ein Verzicht aufs Rauchen ist gut für die Gefässe und damit auch fürs Lymphödem. Trinken Sie ausreichend, denn mit einer geringen Trinkmenge lässt sich das Ödem nicht beeinflussen.

Kompressionstherapie

Die Kompressionstherapie ist der wohl wichtigste Pfeiler der KPE und trotzdem wird sie oft vernachlässigt. Durch das konsequente Tragen von Kompressionsstrümpfen oder kurzzeitig auch von adaptiven Kompressionsbandagen wird die Schwellung reduziert und das erneute Anschwellen nach der Lymphdrainage vorgebeugt.

Als Lymphödem-Patientin können Sie selber Einfluss nehmen auf die Kompressionstherapie und so zu deren Gelingen beitragen.

Wählen Sie Kompressionsstrümpfe die Ihnen gefallen, so fällt es Ihnen leichter die Strümpfe jeden Tag anzuziehen. Auch flachgestrickte Strümpfe gibt es in tollen Farben. Die grösste Auswahl findet man online.

Wenn Sie keine Kompressionsverbände tragen möchten, beschaffen Sie eine adaptive Kompressionsbandage (z.B. circaid, ReadyWrap, ACS Light), die Sie selbständig anwenden können.

Apparative Lymphdrainage zu Hause durchführen

Neben der Kompressionstherapie ist die Lymphdrainage ein zweiter wichtiger Pfeiler in der Lymphödem-Behandlung. Während die manuelle Lymphdrainage von einem Therapeut durchgeführt wird, kann man die apparative Lymphdrainage zu Hause selbständig anwenden und so einen erheblichen Beitrag zur Entstauung des Lymphödems leisten. Die apparative Lymphdrainage kann immer und überall angewendet werden. Dadurch haben Sie unabhängig von Zeit und Ort die Möglichkeit Spannungsbeschwerden oder zunehmende Schwellungen selbständig zu behandeln.

Zwar ersetzt die apparative Lymphdrainage in den meisten Fällen die manuelle Lymphdrainage nicht vollständig, sie gibt den Patientinnen aber Freiheit und Selbstbestimmung zurück.

Bewegung und Sport

Bewegungsübungen unterstützen den Lymphfluss und steigern die Wirkung der Kompressionsversorgung. Die von der Physiotherapie gelernten Bewegungsübungen sollte man also täglich zu Hause durchführen.

Im Alltag gilt der Grundsatz „Liegen und laufen ist besser als sitzen und stehen“. Achten Sie auf einen aktiven Alltag und legen Sie sich dazwischen immer wieder hin, um die betroffene Extremität hochzulagern.

Sport darf man auch mit Lymphödem fast uneingeschränkt treiben. Zu vermeiden sind Sportarten mit grossem Verletzungsrisiko, sowie eine übermässige Beanspruchung der betroffenen Extremität. Ideale Sportarten sind unter anderem Velofahren, Schwimmen oder Walken. Mehr dazu im Beitrage Sport mit Lymphödem.

Hautpflege

Gesunde Haut bietet Schutz vor Bakterien und andern Krankheitserregern. Da die Haut im Bereich des Lymphödems zu Trockenheit neigt, sollte man sie täglich mit einer geeigneten Lotion pflegen. So wird die natürliche Schutzbarriere der Haut unterstützt. Ist die Nagelpflege schwierig, sollte man sie allenfalls von der Podologin durchführen lassen.