Physiologischer Effekt der AIK

Information für Ärzte

Die apparative intermittierende Kompressionstherapie (AIK oder IPK) ist eine physikalische Therapieform zur Behandlung von venösen, arteriellen und lymphatischen Erkrankungen. Auch in der Therapie des Restless-Legs-Syndroms kann die AIK Erfolg bringen, ca.30% der Patienten sind durch die Behandlung absolut beschwerdefrei.

Zahlreiche Studien haben sich mit der Wirkung der AIK auseinandergesetzt. Die Deutsche Gesellschaft für Phlebologie e.V. hat die Ergebnisse in ihren neu überarbeiteten S1-Leitlinien zur AIK (Stand 1/2018) zusammengetragen. Hier erfahren Sie welchen physiologischen Effekt die AIK hat und welche Vorteile das für Ihre Patienten bringt.

Hämodynamik/hämatologisch

▼Venöse Stase
▲Flussgeschwindigkeit im tiefen Venensystem
▲ Fibrinolyse
▲ Blutvolumenstrom
▲ endotheliale Scherspannung
▼ AV-Druck-Gradienten
▲ Scherspannung auf endotheliale Stammzellen

Argumente für Patienten

Bei Krampfadern fliesst das Blut in den Venen langsam, der Druck in den Gefässen erhöht sich und es wird vermehrt Flüssigkeit ins umliegende Gewebe gepresst. Durch die AIK sinkt der venöse Druck und die venöse Entleerung wird gefördert, was Stauungen (Stase) und Schwellungen (Ödeme) reduziert. Die Beine fühlen sich leicht an und bekommen wieder eine schöne Form. Die Heilung bei offenem Bein (Ulcus cruris venosum) wird gefördert.

Fibrinolytisch/hämatologisch

▲ Fibrinolytische Aktivität
▼ tPA (tissue plasminogen activator) – und PAI-1 (Plasminogen-Aktivator-Inhibitor 1) Antigen
▼ PAI-1 Antigen und -Aktivität
▲ tPA-Aktivität
▼ FVIIa-Spiegel
▲ TFPI (Tissue factor pathways inhibitor)-Spiegel

Argumente für Patienten

Venöse Thrombosen sind nicht harmlos, sie können zu ernsthaften Erkrankungen und Komplikationen führen. Wenn sich der Thrombus von der Wand der Beinvene löst und zur Lunge gelangt, kann dies zu schweren Schäden der Lunge oder dem Tod führen (Lungenembolie). Aber auch wenn der Thrombus am Entstehungsort in der Beinvene verbleibt, sind Spätfolgen zu befürchten. Das postthrombotische Syndrom ist eine ernstzunehmende Spätfolge, die sogar zu einem offenen Bein (Ulcus postthromboticum) führen kann.

Die AIK hilft Thrombosen und dadurch deren Folgen vorzubeugen. Sie wird als Ergänzung zur medikamentösen Thromboseprophylaxe (Antikoagulation) eingesetzt. Falls die Antikoagulation z.B. aufgrund des erhöhten Blutungsrisikos nicht möglich ist, stellt die AIK sogar die beste Alternative dar.

Sauerstoffspannung im Gewebe

▲ TcPO2-Spiegel (transkutane Sauerstoffspannung)
▼ Interstitielles Flüssigkeitsvolumen
▼ Venöse Stase

Argumente für Patienten

Eine unzureichende Durchblutung des Gewebes ist die Ursache für das offene Bein (Ulcus cruris venosum). Liegt ein niedriger TcPO2 Wert vor, ist die Durchblutung gering und die Heilungschance schlecht (TcPO2 unter 20mmHg) oder nahezu ausgeschlossen (TcPO2 unter 10 mmHg). Die AIK verbessert die Sauerstoffversorgung des Gewebes und ermöglicht so die Wundheilung. Am besten ist der Effekt, wenn die AIK als Ergänzung zur täglichen Therapie mit Kompressionsstrümpfen angewendet wird. Die korrekte Versorgung mit geeigneten Wundauflagen vom Arzt gehört ebenfalls zu einer wirkungsvollen Therapie.

Wirkung bei Ödem

▼ AV-Shunt
▼ Ödem

Argumente für Patienten

Schwellungen sind nicht nur ein ästhetisches Problem, viele Betroffene leiden unter Spannungsschmerzen und Schweregefühl. Ausserdem besteht das Risiko für Hautveränderungen wie z.B. Verfärbungen bei venösen Ödemen oder Verhärtungen bei Lymphödempatienten. Die AIK reduziert Schwellungen. Das beugt Spätfolgen vor und bringt schnelle Linderung. Da die AIK zu Hause angewendet wird, geniesst man als Patient maximale Freiheit. Spannungsschmerzen lassen sich jederzeit effektiv behandeln.

Verordnung der AIK

Die AIK ist eine vielfältige Therapiemethode, die vor allem bei folgenden Indikationen eingesetzt wird:

  • Extremitätenlymphödem
  • Ulcus cruris venosum
  • CVI ab Stadium C4b (CEAP Klassifikation)
  • venöses Ödem
  • Thromboseprophylaxe
  • Lipödem
  • Restless-legs-Syndrom

Die Anwendung ist unter Berücksichtigung der Kontraindikationen sehr sicher.

Die Miete von AIK-Geräten ist unter dem Begriff „Apparat zur sequentiellen peristaltischen Druckmassage“ mit der Positions-Nr.17.20.01.00.2 in der MiGeL-Liste aufgeführt. Bei Vorliegen eines ärztlichen Rezepts wird die Miete durch die obligatorische Krankenkasse mit 3.15/Tag vergütet. Hier finden Sie das Verordnungsformular.


Quelle

Auflistung der physiologischen Effekte gemäss: C. Schwahn-Schreiber et al. (Stand 01/2018): S1-Leitlinie, Intermittierende pneumatische Kompression (IPK, AIK), AWMF Registernummer: 037/007; (S.3-4); https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/037-007.html, abgerufen am 02.07.2018