Die Wirkung von Lymphdrainage

Aussagen wie „Lymphdrainage wirkt bei mir nicht“ hört man häufig. Schlecht aufgeklärte Lymphödem-Patienten sind oft verunsichert, wenn die Beinschwellung auch nach vielen Lymphdrainagesitzungen nicht weggeht und befürchten die Lymphdrainage wird falsch durchgeführt und wirkt deshalb nicht. Diese Frustration ist verständlich, wenn auch unbegründet. Durch Lymphdrainage lässt sich kein Lymphödem heilen, denn es handelt sich um eine lebenslange Diagnose.

Das Lymphödem

Um die Wirkung und den Sinn von Lymphdrainage zu verstehen muss man sich die Funktion des Lymphsystems vor Augen führen. Das Lymphsystem besteht aus feine Kapillaren, welche Flüssigkeit aus dem Zwischenzellraum aufnehmen und in immer grösser werdenden Gefässen sammeln, bis diese schliesslich in die obere Hohlvene münden und die Flüssigkeit wieder in den Blutkreislauf leiten. Dieser Vorgang ist normal und findet bei allen Menschen statt. So wird Flüssigkeit die aus dem Blutkreislauf austritt, um das Gewebe zu ernähren (ebenfalls ein lebensnotwendiger Vorgang) wieder zurück in den Blutkreislauf geführt. Im Lymphsystem unterwegs wird die Flüssigkeit, hier Lymphe genannt, durch die Lymphknoten gereinigt, Bakterien und andere Krankheitserreger werden zerstört.

Ist die Kapazität des Lymphsystem vermindert, z.B. durch die Entfernung von Lymphknoten oder die Zerstörung von Lymphgefässen bei einer Infektion, wird Flüssigkeit nicht mehr ausreichend abtransportiert, die betroffene Extremität schwillt an. Ein Lymphödem ist entstanden.

Wirkungsweise der Lymphdrainage

Die Lymphdrainage kann manuell oder apparativ durchgeführt werden, im Idealfall werden beide Arten kombiniert. Bei der apparativen Lymphdrainage wird Flüssigkeit durch eine Druckmassage aus dem Gewebe gepresst und die Aktivität der motorischen Lympheinheiten wird angeregt. Die manuelle Lymphdrainage regt den Lymphabfluss an und erhöht die Aktivität der motorischen Lympheinheiten. In beiden Fällen wird eine Reduktion des Ödemvolumens erreicht. (Artikel zur manuellen Lymphdrainage)

Lymphdrainage die nicht wirkt?

Wenn man bedenkt, dass konstant Flüssigkeit ins Gewebe austritt, um dieses mit Nährstoffen zu versorgen wird einem bewusst, dass es Stunden oder Tage nach der Lymphdrainage zwangsläufig zu einer erneuten Schwellung kommen muss. Schwillt das Bein nach der Lymphdrainage wieder an, handelt es sich also nicht um einen Behandlungsfehler oder eine Lymphdrainage die nicht wirkt, sondern um einen ganz normalen Vorgang.

Was kann man tun?

Da Lymphdrainage keine Langzeitwirkung hat (oder zumindest nur über wenige Stunden bis höchstens einen Tag nach der Durchführung), ist es wichtig zusammen mit dem Arzt ein auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmtes Therapiekonzept zu erarbeiten. Es sollte immer folgende Therapiemethoden beinhalten.

Manuelle Lymphdrainage (MLD)

Bei der manuellen Lymphdrainage wird nicht nur der Flüssigkeitsabtransport angeregt, sondern auch die Reduktion von Proteinen im Zwischenzellraum unterstützt. Dadurch lassen sich Gewebeverhärtungen vorbeugen. Die MLD ist also unverzichtbarer Bestandteil jeder Lymphödem-Therapie.

Apparative intermittierende Kompressionstherapie (AIK)

Die AIK wird mit einem sogenannten Lymphdrainagegerät durchgeführt. Es handelt sich um ein Gerät mit aufblasbarer Druckmanschette, welche ähnlich wie die MLD zum Abschwellen der ödematösen Extremität beiträgt. Gerade Patienten die das Gefühl haben, die manuelle Lymphdrainage wirke bei Ihnen nicht, weil es schnell zu neuen Schwellungen kommt profitieren von der AIK. Moderne Lymphdrainagegeräte wie das VASOprime wave4 sind speziell für den Privatgebrauch entwickelt worden und sind ideal um Schwellungen zwischen den einzelnen MLD Sitzungen zu kontrollieren. Auch abendliche Spannungsschmerzen lassen sich damit gut behandeln.

Kompressionsstrümpfe

Um erneute Schwellungen nach der Lymphdrainage (apparativ oder manuell) vorzubeugen, ist es notwendig täglich Kompressionsstrümpfe zu tragen.

Wenn Sie das Gefühl haben, die Lymphdrainage wirkt nicht bei Ihnen, handelt es sich also aller Wahrscheinlichkeit nach um ein noch nicht optimales Therapiekonzept. Sprechen Sie Ihren Arzt auf Ihre Bedenken an, tragen Sie täglich Kompressionsstrümpfe und verwenden Sie zu Hause ein Lymphdrainagegerät, um die Zeit zwischen den einzelnen MLD Sitzungen zu überbrücken.