Hilfe bei Ulcus cruris venosum

Studie zur Kompressionstherapie

Das Ulcus cruris venosum wird umgangssprachlich auch offenes Bein oder Unterschenkelgeschwür genannt. Es handelt sich um eine tiefe Wunde im Bereich des Unterschenkels, meist direkt oberhalb des Innenknöchels. Die Ursache des venösen Ulcus ist immer eine chronische venöse Insuffizienz, Auslöser für die Wunde ist oft eine kleine Verletzung, z.B. vom Anschlagen am Stuhl oder ähliches.

Erfahren Sie mehr über das Krankheitsbild und welche Therapieformen existieren.

Die chronische venöse Insuffizienz

Eine chronische venöse Insuffizienz (CVI) ist eine Erkrankung der Beinvenen, welche nach Thrombosen und bei beschädigten Venenklappen auftritt. Der störungsfreie Rückfluss von venösem Blut zum Herzen ist nicht mehr gewährleistet. Die Folgen dieser Rückflussstörung äussert sich in folgenden Symptomen:

Stadium 1: Knöchelschwellungen, die beim Hochlagern des Beins wieder verschwinden (reversibel). Die Haut am Fuss verfärbt sich dunkelblau (Corona phlebecatatica). Perimalleoläre Kölbchenvenen.

Stadium 2: Persistierendes Ödem, das auch durch Hochlagern nicht mehr weggeht. Die unzureichende Versorgung des Gewebes führt zu Hautveränderungen, Ekzemen und dem Absterben von Gewebe (Atropie blanche).

Stadium 3: Ulcus cruris venosum (auch abgeheiltes Ulcus)

Die Behandlung des Ulcus

Das Ziel der Ulcus Behandlung ist es, die Durchblutung im Bein so weit zu verbessern, das die Wunde abheilen kann. Dass wird in den meisten Fällen durch eine Kompressionstherapie erzielt. Die gewünschte Kompression kann auf mehrere Arten erzeugt werden. In den verschiedenen Kliniken werden unterschiedliche Behandlungsmethoden angewendet, oft auch eine Kombination davon. In einer neuen Studie (1) wurde nun die Wirksamkeit der fünf gängigsten konservativen Behandlungsmethoden bei Ulcus cruris verglichen.

Die Wirksamkeit der Methoden wurde anhand der Reduktion der Wundfläche und anhand der Heilungsrate beurteilt. Die 117 Studienteilnehmer haben zu Studienbeginn alle an einem Ulcus cruris venosum gelitten. Alle Patienten wurden mit den gleichen Medikamenten behandelt und mit einer von 5 Kompressionstherapie-Methoden versorgt. Es gab folgende Untersuchungsgruppen:

  • Gruppe A erhielt apparative intermittierende Kompressionstherapie (AIK) mit 60mmHg Fesseldruck, an fünf Tagen pro Woche für eine Stunde, während 2 Monaten.
  • Gruppe B wurde mit einem Ulcus Strumpf-Set (Ulcer X von Sigvaris) ausgestattet, welches 30-40 mmHg Fesseldruck aufweist und täglich für 10-12 Stunden getragen wurde.
  • Gruppe C erhielt einen vierschichtigen Kompressionsverband aus kurzzugigen Binden angelegt. Der Druck betrug 45-55mmHg, abhängig von der Art der Venenschädigung. Die Verbände wurden während 10-12 Stunden getragen und in der Nacht entfernt.
  • Gruppe D wurde mit einem zweischichtigen Kompressionsverband aus kurzzugigen Binden versorgt. Der Druck betrur 20-30mmHg, abhängig von der Art der Venenschädigung. Die Verbände wurden während 10-12 Stunden getragen und in der Nacht entfernt.
  • Gruppe E erhielt alle 7 Tage einen neuen Zinkleim-Verband (Unna boot) angelegt. Die Wunde wurde jeweils vor dem Anlegen der Binden mit Natriumchlorid-Lösung gereinigt.

Alle Gruppen erhielten ihre Therapie während 2 Monaten nach dem oben beschriebenen Schema.

Wöchentlich wurden die Wunden durch Messen der Oberfläche, der Länge und Breite, sowie des Volumen und durch Fotografieren dokumentiert.

Studienresulate

Die Auswertung hat gezeigt, dass keine der untersuchten Behandlungsmethoden wirkungslos ist, die Heilungsrate sich aber deutlich unterscheiden. Nach zwei Monaten war folgende Heilungshäufigkeit aufgetreten.

  • Gruppe A: 57,14% oder 16/28 Wunden geheilt
  • Gruppe B: 56,66% oder 17/30 Wunden geheilt
  • Gruppe C: 58,62% oder 17/29 Wunden geheilt
  • Gruppe D: 16.66% oder 5/30 Wunden geheilt
  • Gruppe E: 20% oder 6/30 Wunden geheilt

Empfehlung

Wie die oben aufgeführten Ergebnisse zeigen, sind die Behandlungsmethoden AIK, Ulcus Strumpf-Set und mehrschichtiger Kompressionsverband fast gleichwertig. Andere Untersuchungen legen nahe, dass eine Kombination von AIK und Kompressionsstrümpfen/ Kompressionsverbänden die Heilungschancen noch einmal verbessern.

Bei der Wahl der Behandlungsmethode wird auch Rücksicht auf die Möglichkeiten und Fähigkeiten des Patienten genommen. Eine ältere Person mit wenig Kraft in den Händen kann Kompressionsstrümpfe allenfalls nicht selbständig anziehen und kann mit AIK einfacher behandelt werden. Anders eine berufstätige Person, welche sich nicht täglich eine Stunde Zeit nehmen will für die AIK.

Ein paar allgemeine Tipps für Patienten:

  • Sprechen Sie Änderungen im Therapiekonzept immer mit Ihren Arzt ab.
  • Verlieren Sie nicht die Geduld und bleiben Sie dem Therapiekonzept über längere Zeit treu.
  • Selbstgekaufte Salben und Tinkturen verschlechtern die Situation zusätzlich.
  • Suche Sie einen auf Venenerkrankungen spezialisierten Arzt (Phlebologen) auf.

(1) Pawel Dolibog et al. (2014): A Comparative Clinical Study on Five Types of Compression Therapy in Patients with Venous Leg Ulcers; Int J Med Sci. 2014; 11(1): 34–43.Published online 2013 Dec 14. doi: 10.7150/ijms.7548