Hautveränderungen bei Lymphödem
Posted by VASO prime / December 26th, 2015 / No responsesDas Lymphödem ist eine eiweissreiche Schwellung die meist die Beine, gelegentlich auch die Arme und sehr selten Kopf oder Rumpf betrifft. Zu Beginn ist die Schwellung weich, die Haut verändert sich dadurch kaum. Lediglich eine leichte Blässe und allenfalls leichter Juckreiz sind im 1.Stadium des Lymphödems bemerkbar. Mit dem Fortschreiten der Erkrankung (2. und 3. Stadium) verhärtet sich das Ödem und die Haut verändert sich (hartes Lymphödem). Im schlimmsten Fall kann es sogar zu einem Beingeschwür kommen.
Hier erfahren Sie mehr über Hautveränderungen bei einem Lymphödem und wie Sie Komplikationen vorbeugen können.
Schlechtere Versorgung des Gewebes
Um zu leben brauchen Zellen Nährstoffe. Diese werden vom Blut im Darm aufgenommen und in den ganzen Körper transportiert. Bei den feinsten Blutgefässen, den Blutkapillaren, tritt nährstoffreiches Plasma in den umliegenden Zwischenzellraum aus. Die Zellen nehmen die Nährstoffe auf und geben Abbauprodukte ab, bevor die Zwischenzellflüssigkeit von den feinen Lymphkapillaren „aufgesaugt“ wird und über das Lymphsystem wieder in den Blutkreislauf zurückgelangt.
Unzureichende Resorption bei Lymphödem
Bei einem Lymphödem ist dieser Ablauf gestört. Die Zwischenzellflüssigkeit wird nicht mehr in ausreichender Menge abtransportiert. Es können weniger Nährstoffe zu den Zellen gelangen und Abbauprodukte werden weniger schnell abtransportiert. Das führt unter anderem zu Verhärtungen des Gewebes (Fibrosen), macht sich aber auch an Hautveränderungen bemerkbar.
Trockene Haut
Die gestörte Ernährung der Haut macht sich bei sehr vielen Lymphödempatienten an trockener Haut und damit verbundenem Juckreiz bemerkbar. Die komplexe physikalische Entstauungstherapie (KPE) enthält nicht umsonst auch Hautpflege als 4. Pfeiler.
Schuppen und Ekzeme
Bei fortgeschrittenem Lymphödem (2.Stadium) verhärtet sich das Gewebe und die Versorgung der Haut wird weiter verschlechtert. Das kann sich durch sehr trockene, schuppige Haut und dunkle Verfärbungen bemerkbar machen. Ekzeme gehen immer mit kleinen Hautverletzungen einher, die Bakterien Einlass bieten. Bei einem Lymphödem ist die Wirkung des Immunsystems in der betroffenen Extremität herabgesetzt, sodass das Risiko für ein Erysipel (Hautinfektion) steigt. Regelmässige Hautpflege und die Entstauung des Ödems wirken sich positiv auf die Gesundheit der Haut aus.
Pachydermie
Pachydermie ist der Fachbegriff für eine verdickte oder verhärtete Haut und wird in der Umgangssprache auch Elefantenhaut genannt.
Lymphzyste/ Lymphbläschen/ Lymphangiektasie
Bei einem Lymphödem kann sich der Druck in den Lymphgefässen erhöhen. Hält die Gefässwand diesem Druck nicht mehr stand, stülpt sie sich nach aussen, eine Lymphzyste ist entstanden. Liegen diese Zysten direkt unter der Haut spricht man auch von Lymphbläschen, weil die Zysten durch die Haut als kleine Bläschen sichtbar sind.
Hyperkeratose
Die Hyperkeratose beschreibt ein übermässiges Wachstum der obersten Hautschicht. Während die verdickte Hornhaut bei einem gesunden Bein nur an Druckstellen zu finden ist (Schwielen), kann sie im Bereich des Lymphödems auch ohne vorgängige mechanische Belastung, z.B. am Fussrücken, entstehen und warzenförmig abstehen.
Papillomatose
Papillome sind gutartige, warzenförmige Hauttumore. Bei Lymphödem können die kleinen Tumore in grossflächigen Gruppen auftreten und werden dann Papillomatose genannt.
Lymphfistel
Die Lymphfistel ist eine Öffnung eines Lympgefässes an der Hautoberfläche. Durch die Fistel tritt Lymphflüssigkeit aus, die Menge kann beträchtlich sein. Durch die Öffnung können Bakterien in die Haut und das Lymphsystem eindringen, was unter anderem das Erysipel begünstigt. Weiter führt der Abfluss von Lymphflüssigkeit zu Flüssigkeits- und Proteinverlust.
Ulcus cruris lymphaticum
Bleibt das Lymphödem unbehandelt, kann sich der Ernährungszustand der Haut soweit verschlechtern, dass ein Ulcus entsteht. Das Beingeschwür oder offene Bein heilt nicht mehr selbständig ab und bedarf einer aufwändigen, konsequenten Therapie.
Hautveränderungen Vorbeugen
Hautveränderungen sind eine unangenehme Begleiterscheinung des Lymphödems. Wird das Ödem bereits ab dem 1.Stadium korrekt behandelt, können Schädigungen der Haut meist vorgebeugt werden. Die korrekte Behandlung des Lymphödems (komplexe physikalische Entstauungstherapie, KPE) umfasst vier Säulen.
Entstauung
Das Lymphödem muss durch Lymphdrainage entstaut werden. Üblicherweise vergütet die Krankenkasse 1-4 Sitzungen pro Woche. Um die Schwellungen konstant unter Kontrolle zu behalten eignet sich als Ergänzung die apparative intermittierende Kompressionstherapie (AIK), auch apparative Lymphdrainage genannt. Sie kann immer und überall angewendet werden und erlaubt es, das Ödem regelmässig zu entstauen. Kostengünstige, handliche AIK Geräte wie das VASOprime wave4 bringen die Lymphdrainage nach Hause ins eigene Wohnzimmer.
Kompressionsstrümpfe
Die Strümpfe sorgen dafür, dass der entstaute Zustand des Ödems lange erhalten bleibt. Sie regen durch ihre Massagewirkung den Lymphabfluss an und begünstigen eine gute Versorgung der Haut. Bei besonders empfindlicher Haut können Strümpfe mit Silber getragen werden, sie hemmen das Bakterienwachstum.
Entstauungsübungen
Die Gymnastikübungen regen den Lymphabfluss an. Werden die Übungen mit Kompressionsstrümpfen durchgeführt, wird die Wirkung noch verstärkt.
Hautpflege
Dem vierten Punkt der KPE sollte genauso viel Beachtung geschenkt werden wie den anderen dreien. Auch wenn „Hautpflege“ einfach tönt, passieren hier viele Fehler. Bei den verwendeten Cremes sollte auf eine gute Hautverträglichkeit geachtet werden. Parfüms und andere problematische Inhaltsstoffe sollten vermieden werden. Auch Cremes mit natürlichen/ pflanzlichen Inhaltsstoffen sind nicht unbedenklich und können Allergien auslösen. Fragen Sie am besteh Ihren Arzt nach geeigneten Hautpfelgeprodukten.
Weiter gehört zur korrekten Hautpflege auch regelmässiges Waschen. Nach dem Duschen muss die Haut sorgfältig aber gründlich getrocknet werden. Weiter müssen die Nägel regelmässig gekürzt werden.
Die KPE ist auch wichtigster Bestandteil in der Therapie aller beschriebenen Hautveränderungen.
Infektionskrankheiten der Haut
Das Lymphsystem ist nicht nur für den Transport von Flüssigkeit zuständig, es ist auch ein wichtiger Teil des Immunsystems. Wenn die Körperflüssigkeit das Lymphsystem, oder genauer die Lymphknoten durchläuft, werden Krankheitserreger erkannt und bekämpft. In gestauten Extremitäten funktioniert diese konstante „Reinigung“ nicht ausreichend, was das Infektionsrisiko stark erhöht.
Erysipel
Das Erysipel wird von Bakterien (Steptococcus pyogenes) verursacht. Die Bakterien dringen auch durch kleinste Hautverletzungen ein und verursachen eine Entzündung der Haut mit Gewebezerstörung. Unbehandelt kann sich die Infektion auf tiefere Hautschichten, Faszien (Muskelhaut) und Muskeln ausbreiten, was zum Absterben von grossen Gewebemengen führt. Abbauprodukte der abgestorbenen Zellen und von den Bakterien abgesonderte Giftstoffe gelangen in den Blutkreislauf und führen zu einem lebensbedrohlichen Multiorganversagen.
Das Erysipel lässt sich gut behandeln
Glücklicherweise lässt sich das Erysipel mit Antibiotika gut behandeln. Bei Verdacht auf ein Erysipel sollte man deshalb umgehend den Arzt oder die Notaufnahme aufsuchen. Bei Ferien an abgelegenen Orten kann Antibiotika vorsorglich mitgeführt werden.
Mykose/Pilzinfektion
Die Infektion mit Pilzen ist relativ häufig bei Lymphödempatienten. Regelmässige Haut- und Nagelpflege, sowie sorgfältiges Abtrocknen nach dem Duschen helfen Infektionen vorzubeugen. Beim kleinsten Verdacht auf eine Pilzinfektion muss ein Arzt konsultiert werden. Eine frühzeitige Behandlung ist notwendig um ein ausbreiten der Infektion und eine weitere Schädigung des Lymphsystems zu verhindern.
Vorbeugen lassen sich Hautinfektionen durch die bekannten Vorsichtsmassnahmen. Das Verletzungsrisiko muss gering gehalten werden. Geschlossene Schuhe schützen die Füsse vor Splittern und Dornen. Bei einem Armlymphödem sollten bei Arbeiten mit Messern und Werkzeugen immer Handschuhe getragen werden. Sauberkeit und regelmässige Haut-/ Nagelpflege sind ebenfalls von Bedeutung.