Das Erysipel

Beim Thema Lymphödem stolpert man immer wieder über den Begriff Erysipel. Es kann einerseits Auslöser für ein Lymphödem sein, andererseits sind Lymphödempatienten stärker gefährdet an einem Erysipel zu erkranken als Personen mit gesundem Lymphsystem. Erfahren Sie mehr über das Erysipel, seine Behandlung und vorbeugende Massnahmen.

Überblick Erysipel

Das Erysipel am Bein
Erysipel mit starker Schwellung (Quelle dermis.net)

Das Erysipel wird auch Wundrose oder Rotlauf genannt, wegen der roten Farbe welche die Haut bei einem Erysipel annimmt. Die Rötung ist auf die Infektion der Haut zurückzuführen. Durch eine kleine Wunde, z.B. ein Hautriss bei trockener Haut oder kleinste Verletzungen bei Fusspilz, dringen Bakterien in die Haut ein. In der Regel sind das Streptokokken (Streptococcus pyogenes), ganz selten auch andere Bakterien.

Bleibt die Infektion unbehandelt kann sie sich auf die Unterhaut (Subcutis), die Faszien (Muskelhaut) und die Muskeln ausbreiten. Es kommt zum grossflächigen Absterben von Gewebe. Die dabei anfallenden und von den Bakterien abgegebenen Toxine können im schlimmsten Fall zu einem Organversagen führen. Glücklicherweise sind diese schweren Komplikationen in Ländern mit guter medizinischer Versorgung sehr selten. Sie verdeutlichen aber, dass mit dem Erysipel nicht zu spassen ist und bei einem Verdacht darauf stets ein Arzt konsultiert werden muss.

Symptome und Diagnose

Die klar begrenzte Hautrötung, welche dem Erysipel seinen Namen gegeben hat, ist oft das erste Symptom das beobachtet werden kann. Im weiteren Verlauf breitet sich die Rötung immer weiter aus, es kommt zu brennenden Schmerzen und Berührungsempfindlichkeit. Die geröteten Hautareale können Anschwellen. Fieber, Schüttelfrost und Schwächeanfälle können bei schwereren Formen auftreten. Bei einigen seltenen Formen kann es auch zu blutgefüllten Blasen kommen.

Risikofaktor Lymphödem

Bakterien die in die Haut eindringen werden zusammen mit der Körperflüssigkeit über die Lymphgefässe in die Lymphknoten transportiert. Dort werden die Bakterien von den Abwehrzellen erkannt und abgetötet. Bei einem Lymphödem ist der Abtransport von Körperflüssigkeit eingeschränkt. Treten hier Bakterien in die Haut ein, treffen sie beste Voraussetzungen an um sich zu vermehren. Die eiweissreiche Flüssigkeit des Lymphödems bietet den Bakterien einen guten Nährboden. Der verlangsamte Abfluss gibt den Bakterien ausserdem genügend Zeit sich von Immunsystem unbemerkt zu vermehren.

Lymphödem als Spätfolgen

Bei einem Erysipel können die Lymphgefässe geschädigt werden und verkleben. Dadurch kann ein Lymphödem entstehen, denn entzündlich veränderte Lymphgefässe können Ihre Funktion nicht mehr erfüllen. Bei Lymphödempatienten mit Wundrose kann es ausserdem zu einer Ausweitung der Schwellung kommen.

Behandlung

Hochdosierte Antibiotika werden in Tablettenform oder intravenös verabreicht, um die Bakterien abzutöten. Ausserdem soll Bettruhe verhindern, dass sich die Infektion weiter ausbreitet. Bei manchen Patienten wird dadurch eine medikamentöse Thromboseprophylaxe notwendig. Wenn die Infektion bereits viel Gewebe zerstört hat, oder die Muskeln angegriffen sind, wird das tote Gewebe operativ entfernt.

Achtung: Lymphödempatienten sollten während der Behandlung des Erysipels auf Lymphdrainage und Kompressionsstrümpfe verzichten. Befragen Sie Ihren Arzt, wann Sie die übliche Behandlung wieder aufnehmen können.

Vorbeugen

Lymphödempatienten haben ein erhöhtes Risiko an einem Erysipel zu erkranken und sollten einige einfache Vorsorgemassnahmen treffen, um eine Infektion oder einen Rückfall vorzubeugen.

  • KPE einhalten: Die komplexe physikalische Entstauungstherapie (KPE) ist der Goldstandard in der Behandlung des Lymphödems. Durch manuelle Lymphdrainage, Kompressionsstrümpfe und regelmässige Hautpflege wird der Lymphabfluss angeregt und die Haut vor Trockenheit, Rissen und Infektionen geschützt. Ergänzend zur manuellen Lymphdrainage kann die apparative Lymphdrainage eingesetzt werden (apparative intermittierende Kompression), die es erlaubt das Ödem regelmässig zu entstauen und so Komplikationen wie das Erysipel vorzubeugen.
  • Nägel pflegen: Regelmässige Maniküre und Pediküre verhindern Hautrisse. Wer seine Füsse nicht gut erreicht sollte eine professionelle Nagelpflege aufsuchen, um Verletzungen mit der Nagelschere vorzubeugen.
  • Verletzungen verhindern: Schnitt-, Kratz- und Stichwunden können mit einfachen Mitteln vorgebeugt werden. Tragen Sie beispielsweise bei der Gartenarbeit Handschuhe und lange Hosen. Beim Schneiden mit dem Küchenmesser können Gummihandschuhe die Finger schützen.
  • Wunden desinfizieren: Trotz aller Vorsichtsmassnahmen können sich im Alltag kleine Verletzungen ereignen. Diese müssen sofort desinfiziert und mit einem sauberen Pflaster oder Verband abgedeckt werden.
  • Auf Reisen: Ferien in einem fremden Land bringen immer ein erhöhtes Verletzungsrisiko mit sich. Schnell ist man am Strand in eine Scherbe getreten oder schürft sich den Arm an einem exotischen Busch auf. Wer in ein Land mit schlechter medizinischer Versorgung reist, sollte vorher den Arzt befragen. Allenfalls kann er geeignete Medikamente mitgeben, die nach telefonischer Rücksprache eingenommen werden können.