Diagnose des Lymphödems

Das Lymphödem ist für einen erfahrenen Arzt relativ einfach zu diagnostizieren. Bereits beim Betrachten lässt sich eine Schwellung als Lymphödem erkennen. Die Kontrolle verschiedener Zeichen und allenfalls eine Ultraschalluntersuchung geben Gewissheit. Erfahren Sie mehr über die Diagnose des Lymphödems.

Die Diagnosestellung des Lymphödems

Anamnese

Wenn Sie befürchten an einem Lymphödem zu leiden, sollten Sie einen spezialisierten Arzt (Angiologen, Lymphologen) aufsuchen. Als erstes wird er Sie zu Ihrer Krankheitsgeschichte befragen. Gibt es in der Familie bereits Personen mit Lymphödem? Gab es Eingriffe, Krebserkrankungen oder Unfälle? Seit wann tritt die Schwellung auf und wie verhält sie sich bei Hochlagern oder Hitze? Das sind nur einige Fragen die der Arzt stellen wird.

Primäres Lymphödem

Typisch für ein primäres Lymphödem ist es, dass es sich in der Pubertät oder im jungen Erwachsenenalter ausbildet. Auch nach leichten Verletzungen des Beins oder beim Eintritt in einen Stehberuf (hohe Belastung für die Gefässe) kann es sich manifestieren.

Sekundäres Lymphödem

Das sekundäre Lymphödem tritt immer in der Folge einer Gefässschädigung auf. Wurden z.B. bei einer Krebsoperation Lymphknoten entfernt ist die Schwellung schnell als Lymphödem diagnostizierbar. Es kommen auch andere Ursachen wie Infektionen oder ein Zusammenhang mit schwachen Venen in Frage.

Die Patienten leiden nicht zwingend an Schmerzen. Gegenüber Druck ist das Lymphödem nicht empfindlich. Es kann jedoch zu Spannungsgefühlen bis hin zu Spannungsschmerzen kommen.

Inspektion

Das Lymphödem zeigt sich als Schwellung des Beins (seltener des Arms), wobei der Fuss und die Zehen ebenfalls von der Schwellung betroffen sind. Die Zehen wirken oft eckig, weil sie aufgrund des gegenseitigen Drucks seitlich flachgedrückt werden (Kastenzeichen). Die Hautfarbe erscheint normal bis leicht blass. An den Gelenken ist die Haut von tiefen Falten gekennzeichnet.

Der Arzt vergleicht bei der Untersuchung die Beine und schaut sich an, wo die Schwellung zu finden ist. Es wird auch nach Krampfadern und anderen Zeichen venöser Schwäche geschaut, um ein Venenleiden als Ursache für die Schwellung auszuschliessen. Hautinfektionen, Narben und farbliche Veränderungen sind ebenfalls von Interesse.

Palpation

Die Haut fühlt sich bei einem Lymphödem verdickt am. Wird die Schwellung mit dem Daumen eingedrückt, bleibt eine Delle zurück, die sich nur langsam wieder glättet. In einem späteren Verlauf ist die Schwellung verhärtet und nicht mehr dellbar. An den Zehen lässt sich die Haut nicht in Falten abheben (Stemmer Zeichen). Durch betasten kann der Arzt feststellen in welchem Stadium sich das Lymphödem befindet.

Ultraschall

Nur ungefähr die Hälfte der Lymphödeme lässt sich durch eine Ultraschalluntersuchung feststellen. Dennoch wird die Untersuchungsmethode angewendet, einerseits um unnötige weitere Untersuchungen möglichst zu vermeiden. Andererseits kann die Doppler-Sonographie der Venen zum Ausschluss von venösen Ursachen herangezogen werden.

Lymphszintigraphie

Bei der Lymphszintigraphie wird eine radioaktiv markierte Substanz ins Gewebe (Fusssohle, Zehenzwischenraum) gespritzt. Die Strahlenbelastung ist relativ gering (< 0,5 mSv) und liegt unter der jährlichen natürlichen Strahlenbelastung. Dennoch ist die Untersuchung für Schwangere und stillende Mütter ungeeignet. Nach einer kurzen Belastungsphase von 20 Minuten lässt sich der Weg der Lymphflüssigkeit durch das Lymphsystem mit einem Spezialkamera und allenfalls einer Computertomographie abbilden.

Die Lymphszintigraphie wird sehr sparsam eingesetzt und nur dort durchgeführt, wo die Diagnose des Lymphödems nicht anders möglich ist.

Lymphangiographie

Bei der Lymphangiographie oder Lymphographie werden die Lymphgefässe durch Injektion eines blauen Farbstoffs sichtbar gemacht. Unter Lokalanästhesie legt der Arzt ein grosses Gefäss frei. Ölhaltiges Kontrastmittel macht den Weg der Lymphflüssigkeit für Röntgenaufnahmen sichtbar. Da es bei der Lymphangiographie zu einer weiteren Schädigung der Gefässe kommen kann, wird sie heute nicht mehr zur Diagnose des Lymphödems eingesetzt.

Wie Vorgehen bei einem Verdacht auf Lymphödem

Wenn Sie an einer Schwellung des Beins oder Arms leiden, ist es nötig einen Gefässspezialisten (Angiologen, Lymphologen) aufzusuchen. Denn obwohl die Diagnose häufig relativ einfach zu stellen ist, bleiben viele Lymphödeme undiagnostiziert, weil das Krankheitsbild unter Ärzten wenig bekannt ist. Die Untersuchung dauert nicht lange und ist schmerzfrei.

Therapie des Lymphödem

Die Therapie des Lymphödems, auch komplexe physikalische Entstauungstherapie genannt, umfasst das Tragen von Strümpfen, die manuelle Lymphdrainage und apparative Lymphdrainage, Bewegungsübungen und Hautpflege. Leider gilt für die Therapie das gleiche wie für die Diagnose des Lymphödems. Sie ist relativ einfach und dennoch kennen sich viele Ärzte und Physiotherapeuten nicht ausreichend damit aus. Lassen Sie sich das Therapiekonzept, welches immer die vier Säulen umfassen muss, von einem Spezialisten erklären und zusammenstellen.